Samstag, 2. Juli 2011

Der Reise erster Teil: Emden, Borkum, Juist, Norderney, Greetsiel mit Stephan und Dorothee


Heute ist der erste Teil unserer Reise zu Ende gegangen: heute, Samstag, den 02. Juli haben wir unsere Freunde Stephan und Dorothee nach ein paar wunderschönen Tagen (kaum zu glauben, es waren tatsächlich nur fünf) in Greetsiel, unserem momentanen Standort, zum Bus gebracht, von wo aus sie zurück nach Emden sind. Von dort aus fahren sie mit unserem Auto nach Neuwied. Dort steigen sie um in ihr eigenes, womit sie dann hoffentlich gesund und erholt Erdmannshausen erreichen. Tschüs ihr Beiden, es war wunderschön mit Euch und viel Spaß beim morgigen Brunch ;-)!!!

Kommt bald wieder - es war schön mit Euch!


Greetsieler Fischkutter

Norderney - was wollen wir  erkunden?

lecker: Frühstück an Bord!!!


Tag 1: Dienstag, den 28.06.11: 
Abfahrt in Neuwied pünktlich um 0630 Uhr. Emden - Borkum, 27 sm, 5 h 15´. 
Stephan und Jock räumen unser Gepäck ein: ob wohl alles an Bord passt???


Wie geplant legen wir um 1230 Uhr zum Hochwasser mit ablaufenden Wasser in Emden ab mit Ziel Borkum. Das Wetter ist unglaublich: SONNE, heiß, der Wind mit milden 8 kn aus SW bis SO schiebt uns schnell unserem Ziel entgegen. Der Strom tut sein Übriges. Es ist so eine Ruhe im Schiff, das wir im Cockpit essen und trinken können, ohne Gefahr zu laufen, dass was umfällt: Kaffeesegeln - genau das Richtige zum 1. Törn des Jahres (Uschi und Jock) und zum Kennenlernen des Schiffes (Stephan und Dorothee).
Wir halsen uns die Ems herunter bis zur Fischerbalje (Ansteuerungstonne vor dem Abzweig zum Borkumer Hafen).
Uschi vor der  "Fischerbalje"


Der Strom kippt und wir laufen problemlos den Burkanahafen an. Den kleinen Vereinshafen davor lassen wir link liegen, weil er recht ungepflegt und außerdem verschlammt ist.. Die Atmosphäre zwischen rostigen Doppel-T-Trägern mit Blick auf auf-immer-Vergessenes lässt auch nur bedingt Urlaubsgefühle aufkommen.
Unser Ziel ist der direkt benachtbarte, großen Burkanahafen.

Borkum ist Bundesschutzhafen, d. h. man kann und darf es jederzeit anlaufen, ohne aus Platzmangel oder anderen Gründen weggeschickt zu werden (wie Helgoland auch). Seit 1937 war es Marinestützpunkt. Und obwohl dies Geschichte ist, blieb der Hafen erhalten und ist heute für alle, d. h. (SAR-(Rettungs)-Boote, das Feuerschiff "Borkum-Riff" (heute einn Museum), ebenso wie für private und gewerbliche Yachten aller Größen zugänglich. Man liegt an riesigen Schwimmpontons (die mit den Tiden steigen und fallen) sicher und schwellfrei. Gute sanitäre Einrichtungen lassen keinen Wunsch offen. Außerdem ist es sensationell preiswert: wir bezahlen mit vier Personen und unserem 36-Fuß-Boot 14,00  € inkl. Strom. Der einzige Nachteil ist, dass der Ort mindestens 5 km entfernt ist und so sparen wir uns den weiten Weg, weil wir erst um 1800 Uhr festmachen und die letzte Nacht doch seeeehhr kurz war. Außerdem ist es immer noch unsäglich heiß!
Stephan springt ohne mit der Wimper zu zucken ins Hafenwasser, um sich abzukühlen. Es sieht auch sehr sauber und einladend aus.
Stephan wagt den Sprung ins Hafeenbecken - offensichtlich mit Genuß!


Die beiden spazieren etwas rund um den Hafen und Dorothee aquarelliert ein wunderschönes Bild: die Salzwiesen und das Watt!


Während des Besuchs der Hafenkneipe, wo uns auch um 2200 Uhr noch ein wunderbarer Flammkuchen serviert wird (leider keinen vegetarischen für mich und somit habe ich ein neues Hobby: Dinner-Cancelling - soll ja gesund sein) und dazu ein echt bayrisches Hefeweizen, zieht sich der Himmel immer mehr zu. Es beginnt zu grollen und zu blitzen, dramatische Wolken rauschen über den Nachthimmel. Wir verholen in die Koje und genießen das Gewitter sicher im Bett.

Tag 2: Mittwoch, 29.06.2011: Borkum - Juist, 12 sm, 3 h 15´
Am nächsten Morgen  legen wir nach einem ausgiebigen Frühstück um 0915, sprich 1 h 15´ vor Hochwasser in Borkum ab mit Ziel Juist. Es regnet leicht, aber es ist warm und vom Gewitter der letzten Nacht nichts mehr zu spüren. Heute haben wir zwei Wattenhochs (oder auch Flachs) zu überqueren.

Wer das Wattenmeer nicht kennt, dem sei gesagt, dass man dort nicht segeln kann, wie man will: möchte man von A nach B führt der Weg garantiert über AA, AAA, AB, AABB, BBB. BB nach B, sprich im Zickzack genau daher, wo es eben Wasser genug zum Fahren gibt. Das Wasser fließt ja tidenbedingt zweimal jeden Tag rein und raus aus dem Watt. Dadurch entstehen Abfluss-/Zuflussrinnen, die sogennannten Priele. Die kann der Mensch nur bedingt durch Ausbaggern beeinflussen, was im Watt außerdem an den meisten Stellen verboten ist, weil es ja, Gott sei Dank, Nationalpark ist. Also muss man sich, will man im Watt segeln, an die natürlichen Gegebenheiten halten, die widerum ständigen Veränderungen unterliegen, so dass Seekarten nie aktuell genug sein können.
Immer schön dicht dran bleiben an den Pricken!!!



Aber das Watt ist gut betonnt: dort, wo auch bei Ebbe noch Wasser steht mit grünen, roten oder sogar grünen und roten Tonnen und dort, wo das Watt bei Ebbe trocken fällt, mit sogenannten Pricken, das sind junge Birkenstämmchen, die zur Markierung des bei Flut befahrbaren "Wattenhochs" in den Mud gerammt werden. Die Fahrwasser sind sehr veränderlich und werden ständig korrigiert. Die Seekarte (die man ja immer, egal wo man segelt, haben muss) gibt dann Auskunft über die Wassertiefe.
los geht´s in Emden; im Hintergrund ein VW-Transport-Schiff


Heute haben wir zwei Wattenhochs zu überqueren: das Borkumer Wattfahrwasser südlich der Insel und das Nordlandfahrwasser als Zugang zu Juist. Dank genauer Navigationsplanung und westlichen Winden kein Problem für uns.Wir queren die Oosterems und Stephan und Dorothee steuern wie die Profis. Leider unter Motor, weil man hier doch ziemlich genau  gucken muss, wo´s lang geht und alle paar Meter die Richtung wechselt. Außerdem weht nur ein Lüftchen und die Genua will sich nicht blähen. Also muss das "Notsegel", der Motor ran.
Dorothee und...
Stephan steuern wie die Profis! (Ganz) rechts eine Pricke im Watt.


Im Nordlandfahrwasser vor Juist bricht plötzliche Hektik aus an Bord: niemand von uns kann irgendwo irgendwelche Pricken oder Tonnen ausmachen. Fahren wir gleich auf Grund??? Endlich sehen wir die rote Ansteuerungstonne mit der Prickenreihe dahinter, doch leider an Steuerbord querab. Also befinden wir uns gerade über einer  Sandbank. Alle festhalten, wir riskieren es - und geschafft!! Nun brav im Tonnenstrich bleibend erreichen wir um 1230 Uhr den Juister Hafen und finden auch direkt ein vermeintlich schönes Plätzchen in dem im vergangenen Jahr neu eröffneten wunderbaren Hafen.
neuer Jachthafen auf Juist


Nach dem Mittagessen an Bord erkunden wir die schöne Insel. Im Gegensatz zu Borkum, liegt hier die Marina direkt am Ort. Was nicht verwundert, ist doch Juist an seiner schmalsten Stelle nur 500 m breit, aber mit 11 km die längste der ostfriesischen Inseln. Wir stromern durch den hübschen Ort, besichtigen eine kleine Austellung und wandern dann über den langen, weißen Sandstrand. Ich liebe diese Strände mit ihrem herrlichen weißen, feinen Sand und den dahinterliegenden großen Dünen!!!


am Strand von Juist - die Flut kommt. Kommen wir wieder trockenen Fußes zurück??




schöner, weiter Strand von Juist

Jock sucht Schutz vor dem Wind. Ist das jetzt der Sommer hier, oder was?


die sechs Grazien von Juist


Als wir zum Schiff zurückkommen, steht eine kleine Gruppe staunender Urlauber, (die ja, genau wie wir, sonst nichts zu tun haben) vor unserem Schiff, das recht grotesk mit dem Bug in die Luft ragt und sich mit der Steuerbordseite an den Steg schmiegt. (Spruch des Tages: der Fender ist quasi die Leber des Schiffes, belastbar und regenierfähig). Prima, dass sich unser Mast nicht mit dem des Nachbarschiffs angefreundet hat ;-).
Jaybarida ist ganz schön hochnäsig

endlich mal was los im Hafen!  






Wo ist das Wasser??? Die Zufahrt zum Juister Hafen bei Ebbe.
Und noch einmal: wozu hat man schließlich einen Bilgekieler?


Bei trockenfallenden Häfen weiß man halt nie vorher, wie sich der Untergrund verhält. Hier scheint auf einer Seite Mud und auf der anderen Seite harter Sand zu sein, daher die Schieflage. Naja, es ist ja nichts passiert, sieht aber doch spektakulär aus. Damit wir heute Nacht nciht aus den Betten rollen, starten wir bei Flut (und mittlerweile gut aufgefrischtem Wind) ein erfolgreiches Verholmanöver und ziehen das Schiff weg vom Steg.
Abends besiegen uns unsere Gäste beim Bezzerwizzer spielen bei einem Glas guten badischen Wein. Das kann nicht revanchelos bleiben!

Tag 3: Donnerstag, 30.06.2011 Juist - Norderney, 10,83 sm, 2 h 45´ 
Wiir steigern uns segeltechnisch: der Wind nimmt wie angekündigt immer mehr zu, als wir nach Norderney rübersegeln. Im Seegat zwischen den Insel - im Busetief - ist es richtig ruppig. Links von uns bricht sich die Brandung mächtig auf der Robbenplate (die aber durch Fehlen sämtlicher Robben ihrem Namen keine Ehre macht). Im Busetief dann Strom gegen Wind - wir müssen voll gegen halten, aber dann ist auch schon die grünrotgrüne Ansteurerungstonne erreicht und es wird ruhiger. Trotzdem erfreuen wir uns der Tour und des Wetters: sonnig und 4 bft aus NW. Schönes Genuasegeln.
Robbenplate mit Brandung ohne Robben

Genußsegeln mit Genua im Watt


Norderney hat auf uns gewartet, denn es ist noch ein Platz frei in dem schönen Hafen. Wir speisen im Cockpit, was die Fischbude (Dorothee, Stephan, Jock) bzw. der Kühlschrank (Uschi: leckeren gebratenen Halloumi mit Tomaten und Zwiebeln) hergibt, bevor wir auch hier wieder zur Inselexpedition starten.
Die Sonne scheint, aber es ist  längst nicht so heiß wie vorgestern, an Baden nicht zu denken.
nicht nur wir wollen nach Norderney
Landfall - Norderney wir kommen!
wir sind nicht das erste Mal hier



Der Badeort ist voller Touristen und sehr nett. Geschäfte aller Art, ebenso Gastronomie und Kurpark mit Kurmittelhaus erfüllen (fast) alle Wünsche.
der Kurpark von Norderney im Sonnenschein
Jock, Stephan und Uschi vor dem berühmten Café Marienhöhe am Weststrand von Norderney


Wir sind aber schnell wieder am Strand, denn da ist´s eigentlich immer am schönsten. Außerdem gibt es Milchreis mit Zucker und Zimt im Strandcafé für wenig Geld, das typische Nordseeessen. Lecker! Dorothee erfreut uns mit zwei weiteren wunderbaren Aquarellen!
Den Abend beschließen wir im Hafenlokal beim WM-Fußballspiel der deutschen Frauen gegen Nigeria (1:0).
Wieder geht ein herrlicher Tag zu Ende.

Frauen-WM in der Hafenkneipe von Norderney


Tag 4: Freitag, 01.07.2011, Norderney - Greetsiel, 22,4 sm, 5h 25´
Heute müssen wir früh los, auch wenn´s schwer fällt, die Tide bestimmt´s so. Um 8000 Uhr Leinen los mit Ziel Greetsiel am Festland. Unsere lieben Gäste müssen ja auch irgendwie zum Auto zurück kommen. Wir haben so ein Glück mit dem Wetter, man glaubt es kaum: schon wieder scheint die Sonne, wenn auch in Temperaturen, die das Tragen von Ölzeug erfordern. Aber es ist ja auch immerhin Juli an der Nordsee ^^, wir wissen ja, wo wir segeln.
Adieu, Norderney!


Schöne vier Windstärken lassen uns unseren Weg durch´s Watt  finden, wobei auch hier wieder das Memmertwattfahrwasser zur rechten Zeit zu überqueren ist, was uns auch problemlos gelingt.
ein schneller Blick in die Karte: welche Tonne war das eben?
Memmert-Wattfahrwasser - haben wir noch die berühmte Handbreit Wasser unter´m Kiel?
 
Stephan und Dorothee haben sich segeltechnisch profiliert und es scheint beiden großen Spaß zu machen, nur das mit dem Motoren will ihnen nicht so recht gefallen, aber die Umstände erfordern es doch leider immer wieder. Sorry for that! Wir segeln erst bei halbem, dann bei achterlichem Wind aus NW, Stephan fährt seine erste und perfekte Halse.
Klar zur Halse?


Dann nähern  wir uns der Greetsieler Legde (Flach), die wir auch erfolgreich passieren. Letzes Mal hatten wir uns hier festgefahren. Den ganzen Tag regnet es auf allen Seiten des Horizonts, nur über uns scheint die Sonne. Wieder einmal: lucky four!
Weiter geht es in die Schleuse, die wir uns mit dem Passagierschiff "Gretchen" teilen, mit dem Greetsieler Urlauber eine "aufregende" einstündige Fahrt ins Watt wagen.
Schleuse Leyhörn vor Greetsiel
in der Schleuse

 
Hinter der Schleuse liegt das Naturschutzgebiet "Leyhörn", ein Vogelparadies. Hier lässt der Wind schlagartig nach, es wird wärmer und wir genießen die 3 Seemeilen lange Fahrt unter Segeln bis zum Hafen im Ort.
Auf dem Deich reiht sich ein Schaf ans andere - sie ziehen in einer schier endlosen Kette galoppierend und blökend einem unbekannten Ziel entgegen.
schönes Kanalsegeln, wie in Holland


Ein großer Greifvogel wird attackiert von mehreren kleineren Vögeln - sie wollen ihn offensichtlich am Nestraub hindern. Erfolgreich schlagen sie ihn in die Flucht - erst einmal.
Wir fahren in die andere Richtung und erreichen den Hafen genau in dem Moment, wo es mit großen, kalten Tropfen zu regnen beginnt: geschafft! Ein herrlicher Törn bei herrlichem Wetter geht zu Ende. 72,2 gemütliche Seemeilen liegen hinter uns. Wir konnten Abschied nehmen von uns bekannten Orten, die unsere Gäste kennenlernen durften, denn für sie, war die Nordsee Neuland. Gefallen hat´s uns allen!!!
Nach dem Abendessen gibt´s dann noch die erfolgreiche Bezzerwizzer-Revanche!

Tag 5, 02.07.2011, Greetsiel

pittoreskes Greetsiel

 Heute ist das schon lange angekündigte sschlechte Wetter mit viel Wind (Delta Papa 07, der Seewetterbericht über Funk, meldet bis zu 7 bft aus NW, aber schlimmer als das, Wellen von 2 - 3 m).
Für unsere Gäste heisst es Abschied nehmen und für uns ein Hafentag. Nicht so schlimm, denn wir müssen noch so einiges sortieren, reparieren, putzen und erledigen. Wäre nur schön, wenn wir morgen weiter könnten, denn am 07.07. wollen wir ja in Amsterdam sein. Aber es gibt ja auch noch die Staande-Mast-Route, die binnen relativ wetterunabhängig von Delfzijl bis zum Ijsselmeer führt, mal schauen.

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