Freitag, 15. Juli 2011

Zwangspause in Dunkerque, France Fr.,15.07.2011 bis...?

Bonjours, nous sommes encore et toujours en Dunkerque, France! We are still in Dunkerque, France!
Wir sind immer noch in Dunkerque, Frankreich!

Nachdem wir glücklich im Bassin de la Marine festgemacht hatten, haben wir uns gleich am nächsten Morgen um Problemlösungen mehrerer Art gekümmert:
1. Fehleranalyse unserer Kanalfahrt.
Diese ist nämlich auch ohne Ausfall des Motors (in Anführungszeichen) nicht optimal gelaufen: wir sind zur richtigen Zeit losgefahren, aber um auch zur richtigen Zeit anzukommen, sprich im Kanal, resp. Verkehrstrennungsgebiet geringen Strom zu haben, waren wir zu langsam.
Fazit: Um 1230 waren wir nahe der Tonne "Dyck", entspricht ca. 0,5 h vor Hochwasser Dover (Dover ist im Reeds immer als Bezugsort angegeben).Dort hatten wir einen starken Strom von ca 2,5 - 3 kn,  der uns nach Nordost (also nach "rechts" Richtung Sandettie-Sandbank versetzt hat.
Kontrolle Stromatlas: Bei HW Dover setzt der Strom bei Spring (und wir  haben heute Vollmond, also zwei Tage vor Spring!) mit 2,8 kn, 1 h nach HW mit 3,4 - 3,9 kn, 2 h nach HW noch mit 3,3 kn nach NO) Wir waren also zu langsam, hätten also nicht kreuzen dürfen, sondern hätten direkt unter Motor Kurs auf das VTS absetzen müssen. (Andererseits hätte uns das Motorproblem (das nicht wirklich ein Motorproblem ist, doch dazu später) vielleicht mitten im VTS erwischt, also wer weiß, wozu die Kreuzerei gut war).
Als Alternative müsste man so fahren, dass man parallel zur belgisch-/französischen Küste den Strom gegenan hat, um dann bei Slack (quasi Stillwasser, bevor der Strom die Richtung wechselt) den Kanal zu überqueren. Diese Möglichkeit verwerfen wir aber alsbald, weil man dann idiotischerweise den Großteil des Törns gegenan müsste, um dann den kurzen Teil rüber günstigen Strom zu haben. Das kann´s ja auch nicht sein. Nein, prinzipiell hatten wir die Tour schon richtig berechnet, waren jedoch am falschen Tag (Spring) dort und ganz einfach zwei Stunden zu langsam. Also nix mit Spaßsegeln, sondern immer draufhalten!
Als Alternative hätten wir auch bis zur Tonne "Calais Approche" weiterfahren können, um uns von dort Kurs auf Dover anzulegen. Dann wäre der Versatz nach NO durch den Strom nicht so schlimm gewesen.
Umgehen kann man dieses Problem ganz sicher, indem man einfach direkt von Calais aus fährt ;-)

2. technische Problemlösung: was sind das für Geräusche, die uns zur Umkehr bewogen haben?
Unsere erste Vermutung, dass wir uns ein Fischernetz in die Schraube gefahren haben, bestätigt sich (leider) nicht, als Jock, der wagemutig bei 20 °C warmem Wasser unsere Schraube untersucht, ergebnislos wieder auftaucht: da ist nichts drin oder dran, alles scheint okay zu sein.
optimistischer Taucher
Laienfüße ;-)
Wir bestellen einen Bootstechniker, der mit 24stündiger Verspätung auch tatsächlich kommt. In der Zwischenzeit stürmt und regnet es wie gehabt. Der Segeltag hierher war tatsächlich das einzige Wetterloch. Ständig gibt es gale warnings, die wir, weil wir davon ausgehen baldmöglichst weiterfahren zu können, auch aufmerksam verfolgen.
Barfuß im Regen und wir tanzen und tanzen und tanzen...

Wer freut sich schon über Dauerregen? Ein Frosch vielleicht, aber nicht wir!

Der Techniker zieht die (wassergeschmierte) Stopfbuchse an. Das ist nichts Neues für uns und wurde schon zweimal in den letzten 12 Monaten gemacht. Außerdem zieht er auf unser Geheiß hin vier Schrauben an, die die Welle mit dem Motor verbinden. Die waren lose!!??? Sollte so ja auch nicht sein. das alles erklärt jedoch nicht die Geräusche. Gerade als der junge Techniker etwas ratlos die Schultern zuckt und unser holländischer Bootsnachbar (ein Realschullehrer, der zum Dolmetschen an Bord ist: "Ca va, la travail?" Ohlala, das kann ich selbst aber besser!) klopft es an Deck und ein Taucher bietet seine Dienste an: er sei Bootsbauer und hätte da eine Idee, was es sein könnte. Außerdem könne er uns so helfen, um einen Bootslift drumherum zu kommen  Die Idee, die er uns erläutert, hört sich einleuchtend an und vereinbaren einen Termin für den nächsten Morgen. Pro Tauchgang nimmt er 100,-€, egal, ob er fünf oder 60 Minuten taucht und egal, was er machen muss unter Wasser.
Männer und Technik ^^

Okay. Am nächsten Morgen pünktlich um halb zehn taucht er und findet auch gleich des Rätsels Lösung: das Lager in der Aufhängung der Welle ist erodiert, d. h. di e Welle wird nicht eng geführt, rappelt hin und her (= das Geräusch) und hat durch die Vibration auch die vier Schrauben am Motorblock gelockert. Nun muss also ein Ersatzteil her. Das ist auch schnell besorgt und ein neuer Tauchtermin wird für in zwei Tagen anberaumt. Er ist vielbeschäftigt und wir haben ja Zeit.


Profifüße ;-)

Zwei Tage später ein erneuter Tauchgang, bei dem dann festgestellt wird, dass das Ersatzteil nicht passt. Wir müssen also ein neues, das richtige diesmal (hoffentlich) bestellen. Das dauert so 3 - 4 Tage. Was soll´s, wir können es nicht ändern und es regnet und stürmt ja sowieso noch immer.
der allmorgendliche Blick aus dem Luk: wo ist die Sonne, bitte?

Als das neue, hoffentlich richtige Ersatzteil da ist, ein erneuter Tauchgang, bei dem er feststellt, dass er nicht ganz das richtige Werkzeug hat, um es unter Wasser zu montieren, mit anderen Worten, das Schiff müsse nun leider  doch aus dem Wasser gekrant werden. Nun gut...
Da gäbe es jedoch das Problem, dass es in Dunkerque nur zwei Bootskräne gibt, die momentan aber leider beide gewartet würden und wenn sie in zwei Wochen wieder einsatzbereit sind, dann gäbe es eine Warteliste.
Nun sind wir schon 11 Tage hier, hin und her gerissen zwischen "Wir wollen so bald wie möglich weiter", "vielleicht fahren wir doch mal zwischendurch nach Hause", "Wetterbericht gucken und Navigationsplanung machen momentan eh´ keinen Sinn mehr", "Biskaya - dieses Jahr wohl nicht mehr" (die Biskayaüberquerung wird empfohlen bis spätestens Mitte August wegen der danach zu erwartenden Stürme und Schlechtwetterlagen). Punktum: das Ganze ist sehr unbefriedigend!!!
Heute geht Jock nochmal zur Chandlery, um ein (anderes) Ersatzteil zu kaufen, als sein Blick von einem der beiden Kräne angezogen wird und er denkt sich: "Frag´ ich doch mal selbst, wann wir kranen könnten." Tatsächlich bekommt er die Auskunft, dass das morgen kein Problem sei!!! Anruf bei Uschi: frag´ mal den Taucher (dessen Namen ich hier weder nennen, noch verunglimpfen will, man bekommt halt nur so einen Frust im Laufe der Tage), ob er morgen Zeit hat, das Lager zu montieren. Gesagt, gefragt! "Ja, kein Problem!" ist die Antwort. Ganze Wälder an Fragezeichen wachsen in unseren Köpfen. Eine halbe Stunde später klopft er an unser Schiff, um uns zu sagen, dass das Ganze so leider doch nicht klappe, frühestens am 01. August.
Jetzt sind wir doch baff. Beratschlagen uns und wandern dann wieder zur Werft, um selbst nochmal nachzufragen. Die Aussage des Tauchers wird uns bestätigt. Frust. Fahren wir nun doch nach Hause? Ärger! Wir beratschlagen uns erneut und gehen ein drittes mal nachfragen, weil wir uns nich vorstellen können, wie dieser Wandel zustande kommt und siehe da: wir bekommen einen Krantermin. Zwar nicht für morgen, Mittwoch, aber für Freitag, den 29.08.2011.
Also rufen wir unseren Sohn an, dass er  uns morgen nicht abzuholen braucht und warten den Freitag ab.
Ich bin mal gespannt!

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