Freitag, 26. August 2011

Die Bezwingung der Biskaya durch die Segelabenteurer Uschi und Jock, Samstag, 13.08. 1119 Uhr - Dienstag, 16.08.2011 1945 Uhr, 427 nm, 80 h und 25`!

Samstag, 13.08.11, Etmal: 134 nm

Um 0600 Uhr bin ich wach. Sollen wir WIRKLICH HEUTE fahren? Sind wir schon soweit? Ich gucke Wetter: Passageweather, Met Office UK, Windfinder, Meteo France. Ehrlich gesagt spricht (leider) nichts dagegen. Wann, wenn nicht jetzt, dafür sind wir schließlich hergefahren.
Um 0800 Uhr wecke ich Jock Wir frühstücken und wollen dann an Land, duschen (wenn, dann wollen wir sauber untergehen ;-) ) und Brot kaufen (das berühmte 3-Tage-Sauer-Roggenbrot).
Aber, ach du Schreck, was ist denn das???? Unser geliebtes Dinghy „Kathrin“ ist weg! Wie konnte das passieren? Echt einfach verschwunden, da nützt es auch nichts, sich verzweifelt im ganzen Hafengebiet umzugucken: ES IST WEG!!! Was tun? Wir kommen ja gar nicht mehr an Land?! Da fällt uns, Gott sei Dank, ein, dass wir uns ja auf einem BOOT befinden (diese kurzzeitige Verwirrung ist nur der Aufregung über die bevorstehende Biskayaüberquerung geschuldet, sonst sind wir, glaube ich, nicht so blöd). Wir cruisen durch den ganzen Hafen bis hin zur Mündung des River Fal – natürlich ebbt es und der Strom zeiht mächtig nach draußen – sollte „Kathrin“ schon alleine auf dem Kanal Richtung Biskaya unterwegs sein??? Wir rufen den Harbourmaster auf Ch 12 an; niemand hat ein Dinghy gefunden, leider. Wir sind völlig verzweifelt, werten es als schlechtes Omen, überlegen, ob wir bleiben und suchen oder ohne „Kathrin“ los sollen. Die Zeit läuft uns davon und das Wetter wird vielleicht nicht mehr so gut dieses Jahr.
Bevor wir diesen anrüchig-verräterischen Gedanken weiterspinnen können, tönt es über Funk: „Catherine, Catherine, Catherine, somebody has found a yellow dinghy.“ Sehr schnell sind wir zurück im Hafen und da liegt es tatsächlich zwischen all den anderen Dinghys. Wir freuen uns sehr! Ein Engländer, der auf seinem Schiff an der Mooring lebt, ist vorhin zur Arbeit gefahren und hat es gefunden! Das ist uns eine Flasche Sekt wert (die, die wir eigentlich gekauft haben, um mit Laura in Amsterdam auf ihre Prüfung anzustossen, wie gut, dass wir sie noch hatten).
"Kathrin" hat Besuch


Dass wir sie wieder haben deuten wir nun als gutes Omen, also weiter im Programm: duschen, Brot kaufen und mit nur 19 Minuten Verspätung zur eigentlich geplanten Abfahrtzeit legen wir um 1119.
Uhr ab. Das Wetter ist mild, aber graugraugrau. Gestern hatten wir nochmal unseren Tank und die drei Ersatzkanister (2x20 und 1x10) mit billigem englischen roten Diesel vollgetankt. Damit kommen wir locker bis Portugal (was wir ja gar nicht wollen). Aber gut, sicher ist sicher, der Atlantik ist groß...
Ade Falmouth, ade England!

keine Panik, der Pott liegt auf Reede

auf geht´s in den milden, aber grauen Tag

Wir schaffen das!!!

Der Wind ist gut mit 13 kn aus West aber der Strom versetzt uns seltsamerweise stundenlang nach Osten. Versteh´ einer mal diese currents. Jedenfalls stimmt das definitiv nicht mit dem Strömungsatlas im Reeds überein. Wir können die äußere Ecke des Verkehrstrennungsgebietes vor Frankreich nicht anlegen, unmöglich, und werden in einer zeit- und seemeilenfressenden Hundekurve Richtung Brest versetzt. Mittlerweile ist es dunkel und der Wind frischt auf (von dem Regen mal ganz abgesehen, der uns ab und zu mal kurz durchnässt) auf 5 bft, die Welle ist ruppig und der Autopilot und ich haben längst das Steuer an Jock abgegeben, der auch breitbeinig davorsteht und steuert und steuert, konzentriert, ohne eine Wort zu sagen. Überhaupt sind wir mittlerweile recht ruhig geworden, nicht innerlich aber verbal. Innerlich denkt jeder für sich über Eskapismustheorien nach, wie eine Anlandung in Cameret im Dunkeln, mit auflandigem Wind in unbekanntem, nicht gerade strömungsarmem Gewässer. (Wann ist da überhaupt Hochwasser?). Naja, kurz gesagt, es ist ziemlich alptraumartig, zumal es Nacht ist und der Himmel durch die Wolken sehr dunkel und wir mittlerweile doch recht müde sind, aber beide wach bleiben wollen. Die Vorstellung, dass das jetzt hier so die nächsten 300 Seemeilen so weiter gehen könnte, trägt nicht gerade zur Beruhigung der Nerven bei.
Mittlerweile haben wir längst den Motor mitlaufen und kämpfen uns gegen den Strom Richtung westliche Ecke VTS, weil wir uns darüber einig sind, dass ein eventuell noch heftiger werdendes Wetter besser auf See als an der Küste abgewettert wird. Wir hätten dann immer noch die Möglichkeit, am Morgen im Hellen am südlichen Ende des VTS Richtung Camaret sur Mer abzubiegen, falls wir das für nötig erachten sollten.
mittlerweile haben wir das volle Programm: Ölzeug, Rettungsweste, Lifebelts

Der berühmte Lichtstreif am Horizont zwischen all dem Regen

nach 80 Seemeilen treffen wir das erste Schiff

der Vollmond erhellt unsere Stimmung

und kämpft sich durch die Wolken: es wird immer heller


Sonntag, 14.08.2011, Etmal: 115 nm

Doch soweit kommt es dann doch nicht: gegen Morgen beruhigt sich die Welle – denn die war schwieriger zu handlen als der Wind – und auch der Wind lässt nach. Die Nacht war wirklich wie ein Alptraum, zumindest die zweite Hälfte: viel Wind bis 18 kn spitz von vorne, ruppige Welle. Jock musste ununterbrochen am Steuer stehen, ich kann das nicht (wenn ich so breitbeinig da stehe, um Halt zu finden, geht mir das Steuerrad trotz meiner 1,71 m bis zum Brustkorb und ich sehe nichts mehr). Die Vorstellung, dass das vielleicht bis La Coruna so weitergeht, ist furchtbar. Man(n) muß ja auch mal schlafen. Mit dem ersten Lichtstreif am Horizont, wir sind an der äußeren Ecke des VTS, wird’s etwas weniger von allem und der Autopilot und ich können wieder ran. Jock legt sich erst mal schlafen.
es wird Tag


Gute Nacht!

Und wir wollen beide weiter. Man kann es sich nicht vorstellen, aber wenn die Sonne aufgeht, man alle Glieder sortiert und die Zähne geputzt hat geht es einem wirklich auch nach einer solchen Nacht wieder (relativ) gut. Die Sorge, um das, was noch kommt, bleibt natürlich, aber da wir mit dem Passageweather eine zuverlässige Wettervorhersage haben, die übrigens auch den Wind und das Wetter der vergangenen Nacht genauso angekündigt hat (das größere Problem waren, wie gesagt, die Wellen) vertrauen wir darauf, dass das Wetter auch in den nächsten Tagen so wird wie angekündigt, nämlich smooth. Eine gewisse Mißbefindlichkeit zwischen Magen und Kopf bleibt jedoch. Auch nach dem Frühstück (OHNE KAFFEE!) im sonnigen Cockpit.
endlich schlafen

Als wir um 0815 unseren Wegepunkt am südwestlichen Ende des VTS endlich erreicht haben, sind wir 108 anstatt 90 Seemeilen gefahren, aber es geht uns wieder gut.
Der heutige Tag wird richtig schön: moderater Wind aus NW, lange hohe Dünung, Sonne. Wir sind auf dem Atlantik. Zum ersten Mal im Leben! Und es ist beeindruckend! Links von uns regelmäßig große Schiffe im VTS (wir sind nicht allein), ab und zu quert mal eins Richtung USA, ein Fischerboot, kein Segler! Unser Etmal, dank des immer noch mitlaufenden Motors um 1119 Uhr: 128 Seemeilen! Das entspricht unserem erwartetem Schnitt.

Jocks Bettchen

Immer noch Frankreich querab, die Shelfkante liegt noch weit vor uns.

Wir passieren das Verkehrstrennungsgebiet westlich

Unser Speiseplan heute: Erbrechen am frühen Morgen (dank Welle und Aufregung der letzten Nacht),
Jock pendelt den Wind aus...

danach Waschen und Zähneputzen, alles über der Pütz, da alle Seeventile geschlossen sind,

Sonnencreme nicht vergessen, danach Frühstück um 1130: gutes englisches Brot mit Butter, Frischkäse und Dorothées leckerer Marmelade (die jetzt leer ist, bitte Dorothee und Stephan, ihr müsst herkommen und uns mit Nachschub versorgen!!!); um 1430 selbstgemachte Kartoffelsuppe im englischen Kanal bei 25° Krängung gekocht, danach Blaubeermuffins. Nein, schlecht geht’s uns nicht!

Zwischendurch je zwei Stunden geschlafen, abwechselnd, stündliche Positionsbestimmung, in der Karte eingetragen (wir kommen so langsam voran, noch immer haben wir Frankreich querab, die Ile d´Ouessant liegt immer noch südwestlich von uns und scheinbar die ganze Biskaya noch vor uns. Um 1215 haben wir keinen Wind mehr (und den gegenan ;-) ). Motor!

Die Sonne scheint Es wird immer wärmer! Der Wind ist jetzt lau und raum NW (remember: Segeln mit raumem Wind ist immer Sommersegeln!)
Um 1700 Uhr dreht der Wind auf NNW, d. h. Wir haben jetzt achterlichen Wind und müssen dauernd halsen, das Groß ist dichtgeholt und schlägt. Das nervt und überdies besteht bei dieser langezogenen Dünung ständig die Gefahr einer (nicht freiwilligen) Patenthalse. Wir nehmen das Groß runter und segeln mit der Genua vor´m Wind, der mit 4 - 6 kn nur noch haucht; der Motor läuft wieder mit, denn wir wollen unbedingt unseren Zeitplan einhalten!
noch ist das Großsegel oben


und noch immer ist die britische Flagge gehisst - das bleibt auch so bis Ria di Viveiro

Um 2100 Uhr 9 – 11 kn aus NW, das Groß wird wieder gesetzt.
Es wird wieder dunkel, aber diesmal nicht wirklich: der Mond steht voll am Himmel, alle Sterne prangen, alles ist deutlich zu sehen auch die großen Pötte sind durch´s Fernglas klar zu definieren. Es ist eine herrliche Nacht. Es klappt schon besser mit dem Wachwechsel, wenn auch nach Gutdünken, aber ich denke, das ist für eine Zweiercrew sowieso besser als ein ausgeklügelter Wachplan, der dann doch nicht eingehalten wird. Mittlerweile bin ich bin froh, dass wir keinen Profiskipper an Bord haben (diesen Gedanken haben wir natürlich auch durchgespielt), so können wir im Cockpit campieren, wie es uns gefällt und müssen keine Rücksicht nehmen auf einen Fremden (außerdem werden wir auch stolz sein, wenn wir es alleine geschafft haben werden). Wir leben im Cockpit und, man kann´s ja ruhig erwähnen, denn es sind ja menschliche Bedürfnisse, wir gehen auf die Pütz und nicht unter Deck auf´s Klo, weil a) die Seeventile, wie bereits erwähnt, geschlossen sind und b) die Gefahr besteht, dass es einem unter Deck schlecht wird, wir schlafen im Cockpit, essen, reden, leben, schreiben Logbuch, studieren die Karte, einfach alles – was soll dabei ein Fremder? Natürlich wäre es vielleicht sicherer, aber mit der Wettervorhersage nicht wirklich notwendig.


die Sonne geht unter und...

...der Mond geht auf

wir segeln zuversichtlich in die nächste Nacht



Montag, 15.08.2011, Etmal: 135 nm

Wie gut es ist, dass wir nur zu zweit sind, zeigt sich am nächsten Morgen: ich habe einen Migräneanfall und falle für mehr als den halben Tag völlig aus! Wer das kennt, weiß wie´s einem damit geht. Ich weiß nicht, ob ich Männlein oder Weiblein bin, breche die Migränetabletten postwendend wieder aus, will einfach nur meine Ruhe haben. (Was soll ich da mit einem Fremden an Bord?).

Der Tag ist jedoch eigentlich genauso herrlich wie die vergangene Nacht: der Vollmond wird von der Sonne abgelöst, die von einem quasi wolkenlosen Himmel scheint. Das Meer ist nicht mehr nur slight sondern smooth, von der berühmten langgezogenen Atlantikdünung mal abgesehen. Die hat jedoch was majestätisches, phantastisch!




Um 0500 morgens haben wir die berühmt-berüchtigte Schelfkante hinter uns, wo der Ozean von 120 m auf 4500 m Wassertiefe absinkt. Es heisst immer, das sei die gefährlichste Passage bei schlechtem Wetter. Wir haben jedoch Glück und perfekt gutes Wetter!
Eine quasi heimatliche Begegnung mit der "Vlieland" aus Harlingen. Wir winken uns gegenseitig lange begeistert zu ;-).



Als wir um 1119 (jetzt 1219, wir rechnen wieder mit MESZ) unser zweites Etmal nehmen ist es mit 115 nm weniger als erwartet. Aber was willst du machen ohne Wind und mit spritsparendem Motorverhalten? Die Stunden ziehen vorbei, man ist jedesmal erstaunt, dass schon wieder eine ´rum ist, die Zeit vergeht viel schneller als erwartet und es ist alles andere als langweilig.Stündlich (more or less) trgaen wir unsere Position in der Seekarte ein und fressen uns so durch´s Papier.
Nachdem es mir endlich wieder besser geht, stellt sich auch ein gewisses Hochgefühl ein: wir sind mitten auf dem Atlantik, naja, beinahe, weit und breit kein Land, nur das Meer und wir, Sonne, Dünung, Seevögel, lauer Wind, man riecht den Süden!
Mir geht´s wieder besser und Jock kann endlich schlafen.

Den Rest des Tages gibt es gar keinen Wind mehr: Flaute auf der Biskaya (1 – 3 kn), spiegelglattes Wasser. Delphine besuchen uns, die ich aber durch die Migräne leider nicht wirklich begrüßen kann.
Spiegelglattes Wasser mit 3 - 4 m Atlantikdünung: da kann ein Schiff schon mal aus dem Blickfeld geraten.

Seit dem Ende des VTS steuert der Autopilot ununterbrochen, wir kontrollieren nur den Kurs, halten Ausschau nach anderen Schiffen, die hier mehr als angenommen, ihre Bahn ziehen.
Manche Schiffe fahren nicht wie erwartet geradlinig zwischen den VTS, sondern queren uns auf dem Weg nach... Amerika?

Die Nacht bricht herein. Das Navtexgerät versorgt uns mit genau einer einzigen neuen Meldung und die verheisst drei Tiefs aus Nord, West und Südwest in den nächsten Tagen. Na prima, aber bis dahin wollen wir ja längst Churros con chocolata essen! Ich setze einen All Ships-Funkspruch ab und frage, ob jemand einen aktuellen Wetterbericht hat. Glasklar antwortet ein polnischer Frachter, der auf dem gleichen Breitengrad ist wie wir und liest mir den neuesten Wetterbericht vor und wünscht uns eine gute Fahrt. Nett!! Der Wetterbericht verspricht für morgen drastische Wetterverschlechterung mit drei Tiefs aus drei Richtungen (da hatte ja dann die Navtexmeldung recht), Windstärke 5 - 6 (no gale warning) und seastate: rough. Na danke, da können wir drauf verzichten. Dann lieber unter Motor auf smoothem Wasser
Wir rechnen uns aus, dass wir, bei dem momentanen Schnitt von 5 kn La Coruna morgen Nacht im Dunkeln, so gegen 0200 erreichen werden. Mist! Eine fremde Küste wollen wir wirklich lieber im Hellen anlaufen. Jetzt den Motor so hoch treiben, dass wir im Hellen da sind, hieße über 3000 Upm fahren, um einen 6er Schnitt zu halten. Das ist auch Quatsch. Auf See warten, bis es hell wird, nun ja, ehrlich gesagt wollen wir schon ganz gerne so schnell wie möglich wieder an Land und mal richtig ausschlafen und auch dem kommenden Wetter entgegen. Außerdem tut das dem Motor auch nicht gut.
In Erwartung des nahenden Landfalls morgen, schmeckt auch schon wieder das bier zum Abendessen (zumindest Jock).

Auf den letzten Sonnenuntergang auf der Biskaya ...

...folgt eine unglaublich schöne, milde und ruhige Nacht,...

...die wir richtig genießen. Außerdem: Kurswechsel auf Cabo Ortegal!!!

Es wird also mal wieder der Reeds befragt und siehe da: er empfiehlt den Landfall (das ist der Punkt, an dem man zum ersten Mal mit dem Fernrohr vom Mastkorb aus der Mannschaft und dem Kapitän zuruft: „LAND IN SICHT!), also der Reeds empfiehlt den Landfall Cabo Ortegal, östlich von La Coruna. Was Sinn macht: das ist das Kap, das am weitesten nach Norden aus der galizischen Küste herausragt. Dort kann man sich, je nach Wetterlage und Strom und Stimmung der versammelten Mannschaft entscheiden, ob man nach Westen (La Coruna) oder Osten abläuft. Als östlich gelegenen nächsten sicheren Hafen schlägt unser Orakel Reeds „Ria de Viveiro“ vor.
Wir sprechen drüber und entscheiden uns für´s Land, so schnell wie möglich, falls machbar.
Jock schläft, als ich mit der Taschenlampe abwechselnd die Karte abzirkele, den Reeds studiere und die Durchschnittsgeschwindigkeit berechne. Ich komme zu dem Schluß, dass ein Kurswechsel von 204° auf 173° gut für uns ist, denn dann können wir um 2100 Uhr in Viveiro Pizza essen gehen!
Der Vollmond nickt gutmütig dazu. Ich quere noch rasch ein Kriegsschiff vor´m Bug (ich hatte es schon eine Stunde lang beobachtet, sowohl realitär als auch im Radar, so dass ich mir sicher war, dass ich es schaffe!), bevor ich Jock wecke und mich um 0100 Uhr tatsächlich nach unten zum Schlafen begebe. Um 0400 bin ich wieder dran – heute Nacht haben wir einen perfekten 3-Stunden-Wachwechsel eingehalten. Super, geht doch!

Dienstag, 17.08.2011, Etmal: 135 sm, kommen noch weitere 43 sm bis in den Hafen

Die Sonne löst den Mond ab, aber keiner von beiden bringt Wind mit. Heute wird das Warten dann doch lang. Irgendwie will die Küste nicht näher kommen. Es ist ein zähes Ringen. Erst 15 Seemeilen vor Cabo Ortegal, um 1535 Uhr sehen wir endlich schemenhaft das mächtige, über 600 m hohe Kap am Horizont.

Suchbild: Wo ist das Land? Wir können es schon sehen!

Dann dauert es noch immer S T U N D E N , bis wir unseren Wegepunkt vor der Mündung des Ria de Viveiro erreichen. Mittlerweile haben wir einen handigen Segelwind, Wolken bauen sich über dem Land auf und es ist Segeln vom Feinsten, als wir mit > 7 kn in die fjordartige Mündung hineinrauschen. Wo sind wir hier? In Norwegen? Ein großer Alpensee? Bewaldete Hänge ringsherum, beeindruckend!
Leben: ein Fischerboot in Küstennähe.

Cabo Ortegal

Wir kommen uns vor wie Kolumbus!

Schönes Segeln zum Schluß!!

Wir peilen den letzten Wegepunkt an.



genau hingucken: der rote Pfahl an Land ist die Peilung zum  Wegepunkt.

rein in den Fjord

drin!

Vom Wegepunkt aus geht es mit genau 195° bis zum breakwater des Fischereihafens, vorbei an einem wunderschönen Sandstrand, vor dem auch ein Segler ankert.
letztes Frühstück auf  See

Wir machen uns landfein!


alles sauber!

Apropos, wir haben unterwegs genau drei Segler gesehen, einer davon Richtung Süden wie wir, aber zu weit weg, um sich zuzuwinken, leider.
EIN SEGLER! HALLOOO...!!!!

Um 1945 Uhr machen wir in der Flussmarina von Viveiro, Galicia, Espagna fest, nach genau 427 Seemeilen, die wir in 80 h und 25 Minuten mit einem Schnitt von 5,3 kn gesegelt/motort sind.
Nie, niemals hätten wir beide gedacht, dass wir ein solches Glück mit dem Wetter haben. Die Biskaya war freundlich zu uns und der Englische Kanal auch nicht wirklich böse, nur nervig.
Wir haben es also geschafft! Hier werden wir wieder freundlich empfangen, keinerlei Vorzeigen irgendwelcher Papiere außer den Personalausweisen wird verlangt, obwohl wir alles bereit liegen haben. Wir holen den Union Jack runter und hissen die spanische Flagge!
von Falmouth, GB nach Ria de Viveiro, E

Glücklich! Wir haben es geschafft!!

Falmouth hat uns mit der Falmouth Week empfangen und verabschiedet, Viveiro empfängt uns mit dem Festas Patronais Agosto, das bedeuted: das Feuerwerk, das wir am Samstagabend in Falmouth verpasst haben, wird uns hier geboten. Toll, unser persönliches Rhein in Flammen in Spanien. Es ist noch immer 27° C, als wir draußen sitzend unsere Pizza essen
und nicht viel kühler als um 00:30 (in Buchstaben halbeins nachts!) ein Heavy Metal-Konzert beginnt (die Band heisst „Obus“ und spielt umsonst und draußen auf der Plaza Major, vor einem reichlich vorhandenen, jedoch völlig desinteressierten Publikum, das zur Hälfte aus Kindern unter zehn Jahren besteht). Um 0300 Uhr fallen wir völlig überdreht und todmüde in unsere Betten.
Wir sind da!