Sonntag, 23. September 2012

Wir sind an der Algarve!

Kurze Statusmeldung: Wir sind dem noch immer im Atlantik wütenden Hurricane entflohen und sind nach 118,5 Seemeilen und 23 Stunden Fahrt von Sesimbra südlich von Lissabon vorgestern früh in der Flussmündung von Alvor bei Lagos vor Anker gegangen. Wir sind also endlich an der Algarve!

Die Fahrt hierher war einfach nur schön: gutes Wetter, eine laue Nacht mit herrlichem Sternenhimmel. UND wir haben nicht nur dreimal Besuch von verschiedenen Delphinen gehabt, die unseren Bug umspielt haben, sondern sogar eine ganze Schule von Walen gesehen, die sich direkt neben unserem Schiff  träge im Meer bewegt haben. Einfach traumhaft, was wir alles erleben dürfen!

Der erste Eindruck von der Algarve ist jedoch nicht der allerbeste: es ist touristisch, touristisch und nochmal touristisch. Achja und teuer! Landschaftlich nett, aber trotzdem sehnen wir uns schon jetzt nach der naturbelassenen Landschaft Nordportugals und Galiziens.









Heute morgen empfängt uns - wie angekündigt - grauer Himmel, später regnet es. Plötzlich ein Squall, ein heftiger, außergewöhnlich starker Windstoss, der mit Blitz und Donner und extrem starkem Regen einhergeht. Es reisst uns den Anker aus dem Boden und wir driften schneller als wir gucken können auf unseren englischen Nachbarn. Nur unser aller schnelle Reaktion und der Einsatz vereinter deutsch-englischer Kräfte kann Schlimmeres verhindern. Nachdem wir erst einmal Abstand zwischen unsere Boote gebracht haben, ankern wir erneut. Aber nur, um uns abzutrocknen und umzuziehen - wir beschließen jetzt schon in die Marina von Lagos zu fahren, der Schock sitzt uns noch zu sehr in den Gliedern, als das wir die schöne Lagune weiter genießen könnten.

 Das Wetter zieht alle Register mit Wind, Regen, Blitz und Donner.



Die Marina in Lagos kostet uns ein kleines Vermögen - eigentlich wollten wir erst ab dem 01.10. hier sein, dann wird es hier deutlich billiger. Geboten wird einem für das viele Geld: kalte Duschen mit zerbröckelten Fliesen, viel Lärm (englische Premier League Fußball-Liveübertragungen in voller Lautstärke mit entsprechendem Publikumsenthusiasmus, abends und bis in die tiefe Nacht hinein Musik aus verschiedenen angrenzenden Lokalitäten), ein sehr häßlicher Ort, schöne Strände (für deren Existenz die Marinabetreiber jedoch nicht verantwortlich sind). Unser Pilotbook schreibt: "Lagos and its Marina is very popular with British yachtsmen". Stimmt!



So war der Weg an die Algarve grandios, der bisherige Aufenthalt jedoch nur bedingt. Kann nur besser werden und wird es wohl auch, denn wir freuen uns auf Besuch und Treffen mit mehreren Freunden.
Delphine haben uns mehrfach lange begleitet auf unserem Weg an die Algarve

Dienstag, 18. September 2012

Unterwegs in Portugal


Seit 03. August sind wir jetzt schon unterwegs und hatten bisher eine ganz wunderbare Zeit.

03.08. - 11.08.2012
Wir fahren mit dem bis unter´s Dach vollgepackten Auto langsam in neun Tagen nach Povoa de Varzim zum Schiff.
Unterwegs haben wir gezeltet und die Reise  durch Deutschland, Frankreich, Nordspanien und Nordportugal bei hochsommerlichen Temperaturen (bis über 40°C) sehr genossen. Zu Hause war ja noch nicht viel Sommer vorher.

Besuch bei Laura und Abschiednehmen für die nächsten Monate :-(
  
Auxerre erinnert an englische Städte...
...ist aber eindeutig "la France"!
Wir schreiben täglich unser ganz persönliches Roadmovie
für alle Bäcker dieser Welt ;-)


Dune de Pilar in Südwest-Frankreich

Zelten in Nordspanien
toller Campingplatz in Hondarribia direkt hinter der Grenze
Nahezu unfassbar:  In Hondarribia finden wir dieses phantastische vegetarische Restaurant: "El Curry Verde"...

...und mehrere Rolltreppen im Freien, die einen ganz easy von der Unter- in die Oberstadt befördern. 
 Zurück zum Campingplatz am Leuchtturm heisst es dann allerdings laufen. 





Es ist heiß!!!! Und ja, wir sind schon 1867,5 km von zu Hause weg...

Zelten im Dreck...

...mit schöner Aussicht

St. Savin, Frankreich

Voll bis unter die Hutschnur!
Egal, wo wir auftauchen. Immer gibt es ein Feuerwerk.

Wir feiern mit beim Dorfest in Parentis-en-Born.



12.08.-24.08.2012
Zurück beim Schiff in Povoa steht erst einmal Arbeit auf dem Plan: Wir verlegen das neue Flexiteek (und ja, es schreibt sich mit Doppel-E), dass wir passgenau haben anfertigen lassen, damit man nicht ganz so viel Plastik sieht. Es passt, Gott sei Dank, denn die Schablonen dafür haben wir im vergangenen Jahr selbst zugeschnitten. und es sieht toll aus.
Das Unterwasserschiff streichen wir dreimal, damit wir im kommenden Winter nicht schon wieder aus dem Wasser müssen. Dann lassen wir noch ein zweites Fall (für den Gennacker) in den Mast "einfädeln", damit wir Vorwindkurse besser segeln können. Das wird noch spannend, denn wir haben unser Gennacker erst einmal benutzt und das mit "Haggis", unserem alten Boot.
Einräumen, saubermachen (Jaybarida war erstaunlich sauber und total trocken, aber trotzdem muss ja alles geputzt werden), GFK und alle Chromteile polieren wird nebenbei erledigt.
Unsere "maritimen" Einkäufe erledigen wir zum größten Teil beim Ausrüster für die Fischer direkt gegenüber dem Fischereihafen. Das spart uns viele Euros!

weiß und nackt

Aluunterhöschen

rotes Röckchen

blauer Mantel und fertig für´s Wasser :-)


Außerdem genießen wir Povoa und Vila do Conde, die Städte mit den vielen schönen und preiswerten Bars, den Strand (mit ebenso vielen schönen und preiswerten Bars) und nicht zuletzt das soziale Leben in der Marina. Wir lernen wieder viele neueLeute kennen und treffen auch einige alte und alle haben so in etwa das gleiche vor. Auffallend ist spätestens ab hier, dass (außer einer einzigen englischen Familie, die ihr Boot hier fest liegen haben) hier niemand mehr normal Urlaub macht - alle, egal wie alt, bzw. jung, egal, ob mit oder ohne Kinder, haben viiiieeel Zeit und bleiben laaannnge weg.
Manchmal habe ich direkt das Gefühl, dass wir noch diejenigen sind, die am wenigsten auf dem Schiff sein werden - die meisten richten sich auf ein Jahr oder mehrere Jahre, manche "für immer" ein, haben zu Hause alles verkauft und alles ins Schiff und die Reise investiert, die Kinder aus der Schule geholt und ab dafür... Auffallend ist auch, dass die wenigsten wirklich konkret-festgelegte Pläne haben und offen sind für alles. Aber allen gleich ist: "We are going South."

Das soziale Leben im Hafen wird deutlich bestimmt von Brian, einem 70jährigen Engländer, der vor fünf Jahren auf dem Weg in den Süden in Povoa tanken wollte und hier hängengeblieben ist. Seine Frau wohnt in England und die beiden machen 2x/Jahr zusammen Urlaub. Auch eine Möglichkeit, eine glückliche Ehe zu führen. Er genießt den Nebel in Povoa und sie den englischen ;-).
Brian organisiert jeden Sonntag ein Barbecue für alle, die Lust haben und jeden Dienstag ein Dinner im Restaurant einer befreundeten portugiesischen Familie (die sicherlich allein damit ihr regelmäßiges Auskommen hat). Jeder zahlt zum Schluß das Gleiche und das ist nicht viel (dieses Mal waren es 8,-€/pP, letztes Jahr 10,-). Dafür gibt es alle Getränke über Wasser, Wein, Bier, Café und verschiedenste (vorbestellte) Speisen (auch vegetarisch!) plus Salate, Pommes Frites etc.
Wir saßen mit Dänen, Schweden, Österreichern, Engländern, Franzosen, Deutschen, Schweizern, Russen, US-Amerikanern an einem Tisch und hatten mächtig viel Spaß! Die Engländer sind jedoch hier noch in der Überzahl - weiter südlich soll sich das noch ändern, wie wir später noch festellen werden.
Barbecue in der Marina

Abendstimmung im Hafen von Povoa de Varzim

Hafeneinfahrt Vila do Conde

Hafen im Fluß Vila do Conde

Kirche Vila do Conde

Abendessen im Cockpit immer noch an Land

25.08.-18.09.2012
Am Samstag, den 25.08.2012 ist es endlich soweit: wir laufen aus gen Süden. Vorher noch eine große Verabschiedungsrunde, bei der man uns überreden will, doch noch etwas zu bleiben. Kurz gezuckt, aber nein, wir wollen los. Das Wetter ist gut, vielleicht mit 21 kn ein kleines bisschen zu viel Wind für den allerersten Segeltag, aber sonnig und warm. Heute segeln wir nicht weit, es reicht aber, um alles mal zu testen. Alles funktioniert bestens und wir jubeln als wir 15 Seemeilen weiter in Leixoes den Anker fallen lassen.

Mittlerweile sind wir schon - oder erst - seit gut drei Wochen unterwegs und haben bereits so viel erlebt, nicht nur auf dem Wasser, sondern ebenso an den herrlichen Ankerplätzen und in den wenigen Marinas, die wir bisher besucht haben. Wir haben uns in Nazaré für 24 h ein Auto geliehen, sind ins Hinterland gefahren, haben (gefühlt) alle UNESCO-Weltkulturerbestätten Portugals besucht und auch einmal im Hotel übernachtet. Das Highlight bisher war jedoch die Ilha das Berlengas, eine Peniche vorgelagerte Insel im Atlantik und der Weg von San Martinho da Porto dorthin, weil wir auf dem Weg von einer ganzen Herde Delphine begleitet wurden und wir an der Insel endlich das glasklare, warme, türkis-grüne Wasser vorfanden, das wir uns ersehnt hatten. Wir haben direkt vor dem von Mönchen erbauten Kastell geankert und sind mit dem Dinghi an Land gefahren zur Inselumrundung. Wenn um 17.30 Uhr das letzte Touristenboot wieder ins 8 Seemeilen entfernte Peniche (unserem nächsten Ankerplatz) gedüst ist, bleibt auf der Insel nur noch die Gruppe der Zelter (ja, es gibt einen winzigen Campingplatz hoch über dem Meer), die Urlauber, die das Glück hatten eins der kleinen Chalets mieten zu können, die Leute, die im einzigen Restaurant arbeiten und die Ankerlieger, also wir. Hier treffen wir auch Bekannte wieder, wie ab jetzt fast überall. Es ist ein bisschen so, wie auf dem Camino...

Unsere bisherigen Stationen waren Leixoes, Aveiro - Baja de Sao Jacinto, Figueira da Foz, Nazaré (von hier aus Ausflug nach Alcobar, Batalha, Grutas de Sao Antonio, Fatima, übernachtet in Tomar),
Ankerbucht von Sao Martinho do Porto (von hier aus Ausflüge nach Caldas da Rheina und Obidos), Ilha das Berlengas, Peniche, Cascais (von hier aus Ausflüge nach Sintra und Oeiras), Seixal (von hier aus mit der Fähre nach Lissabon und ein schönes Treffen mit Jocks Eltern und Tante und Onkel, die mit ihren Wohnmobilen unterwegs sind) und nun, zusammen mit Felix und Svenja, Lissabon itself.

Und glaubt mir: das hier ist der erste Hafen mit Internet, sonst hätte ich nicht so lange gewartet mit dem Schreiben und alles wäre etwas ausführlicher geworden. Das wird jedoch auch zukünftig wohl so bleiben, da wir überwiegend ankern. Zum einen, weil´s nix kostet und zum anderen, weil´s einfach schön ist! Da wird der Blog halt dieses Jahr etwas weniger ausführlich als im vergangenen Jahr...

Tja, und morgen sind wir auch schon wieder weg: zuerst mit den beiden zurück nach Cascais ins Ankerfeld, von wo aus sie mit dem Zug weiter fahren ach Porto, um unser in Povoa stehendes Auto nach Hause zu fahren (Vielen, vielen, lieben Dank dafür, ihr Lieben!!!). Von Cascais aus geht es erst einmal weiter nach Sines und Richtung Algarve, wo wir uns schon auf das Treffen mit weiteren Freunden  freuen.