Dienstag, 12. Juli 2011

Der Reise zweiter Teil 04.-11.07.2011: von Greetsiel nach Amsterdam

Tim, Laura, Jock und Uschi in Amsterdam

Montag, 04. Juli 2011, von Greetsiel nach Groningen 10 h, 37,55 nm


Auch am 03.07. können wir noch nicht los: es weht noch immer mit 6 - 7 bft aus Nordwest. Aber wie das immer so ist, abwarten ist nicht des Seglers Sache: der erste Hafentag ist noch schön, der zweite schon langweilig und am dritten mag man nicht mehr warten, egal, wie das Wetter ist. Also machen wir uns am 04.07. morgens um 1100 auf den Weg. Mit Ölzeug und Stiefeln wappnen wir uns gegen Regen  und Kälte. Kaum noch vorstellbar, dass wir erst vor ein paar Tagen mit kurzen Hosen hierher gesegelt sind.

Um 1200, sprich 2,5 h vor Hochwasser sind wir auf dem Watt und überqueren beide Flachs Richtung Ems ohne Probleme. Wider der Vorhersage ist der Wind auf moderate 4 -5 bft abgeflaut. Trotzdem sind wir uns aber noch nicht ganz klar darüber, wo´s hergehen soll. Eigentlich möchten wir außenrum nach Lauwersoog in Holland, weil es schneller geht und uns die Zeit, bis wir uns mit Laura und Tim in Amsterdam treffen, schon etwas davon läuft. Andererseits haben wir draußen den Wind auf der Nase und noch recht hohe Dünung von den letzten Schlechtwettertagen. Ein weiteres Argument gegen die Tour ist, dass unser Tank praktisch leer ist und wir bei diesem Wind nicht zügig voran segeln könnten, sondern stundenlang aufkreuzen und dann auch im Dunkeln Lauwersoog anlaufen müssten.
Also entscheiden wir uns schließlich doch für die längere (und langweiligere) Tour über die Staande-Mast-Route von Delfzijl nach Lemmer. Wir sind ja schließlich nicht zum Spaß hier ;-) .

Natürlich kommen wir um 1600 Uhr in Delfzijl (erste niederländische Stadt gegenüber von Emden) an, wenn ganz Holland Pause macht. Aber egal, wir können auch eine Pause gebrauchen und essen erst einmal lecker im Cockpit zu Mittag. Der Diesel ist schweineteuer, (nach dem Motto, wer ein Boot hat, kann sich auch den Sprit leisten, tanken also "nur" für 100,- €. Unser Tank ist groß und damit nur halbvoll.

Nun geht´s rasch durch die Seeschleuse nach binnen auf den Eemskanal Richtung Groningen. Äußerst unromantisch durchteilt er schnurgerade Kuhweiden und Felder. Nix zum Segeln, der Wind kommt exakt von vorne und außerdem passieren wir etliche Brücken. Vor uns ein weiterer "Staande-Mast-Segler", der uns netterweise per Funk alle Brücken öffnet.

Um 2100 Uhr legen wir vor der ersten Brücke von Groningen an. Da wir die Stadt kennen (wunderschön) und sehr müde sind, sparen wir uns den Weg und verholen nach dem Essen erschöpft in die Koje.

Brücke im Eemskanal vor Groningen



Dienstag, 05. Juli 2011, von Groningen nach Leeuwarden, 12 h,  43,74 nm

0700 Uhr auf, Frühstück im Cockpit. Es ist mild aber bedeckt, geradezu windstill.
Als wir um Punkt 0900 Uhr zur ersten Brückenöffnung unsere Groningen-Durchfahrt antreten, scheint schon die Sonne und es ist sommerlich warm. Juchhu!
Erst sind es mit uns zwei, dann vier, zum Schluß sind es zehn Boote, davon ein großes holländisches Plattbodenschiff, die im Konvoi durch die vielen Brücken der Stadt geschleust werden. Manchmal wird es ganz schön eng, weil zwischen den Brücken nur ein paar Meter Kanal sind. Groningen ist absolut sehenswert und nach Amsterdam unsere holländische Lieblingsstadt. Tolle, moderne Architektur neben alten Gebäuden und Hunderten von Hausbooten. Nette Leute, schöne Kneipen, Universitätsstadt.
morgens durch Groningen

Hauptbahnhof - alte und...
...neue Architektur in Groningen

Nach 1,5 h sind wir endlich durch. Weiter geht es im Konvoi, denn auch hier wollen etliche Brücken und Schleusen passiert werden. Da fährt man am besten direkt gleich schnell - Ausreißer werden mit langem Warten bezahlt, weil die Brücken erst öffnen, wenn alle da sind.

Im Konvoi geht´s durch die Brücken von Groningen

Hinter Groningen werden die Landschaft und der Kanal immer hübscher, bis man schließlich das Lauwersmeer zwischen Zoutkamp und Lauwersoog erreicht: ein Naturparadies. Wir passieren im Sonnenschein UND SEGELN ENDLICH MAL! Noch dazu im Sonnenschein. Von den anfänglich zehn Booten sind nur noch zwei übrig.

das hübsche Zoutkamp vor dem Lauwersmeer



Noch eine Schleuse, noch ein paar Brücken und wir sind in Leeuwarden, einer weiteren sehenswerten Stadt. Da wir aber auch heute wieder 12 h unterwegs waren, spielen wir dasselbe Spiel wie gestern abend: erschöpft fallen wir in die Betten.

Mittwoch, 06. Juli 2011, von Leeuwarden nach Urk, 11 h, ca. 40 nm

Schlecht geschlafen, früh wach. Kein Frühstückshunger. Mit Tina telefoniert, die mir sagt, dass sie den Blog auch ohne Bilder gut findet. Dankeschön dafür! Aber ich würde gerne mehr Photos hochladen, was aber über´s Handynetz ewig dauert und teuer ist. Aber ich kann ja das ein oder andere nachreichen, wenn ich WLAN habe.


Erst mal das Deck schrubben, wie es sich gehört. Es liegt voller kleiner Äste, denn wir haben gerstern beim Anlegen mit unserem Mast einen halben Baum abgesäbelt.
Auch heute öffnen die Brücken wieder pünktlich um 0900. Wir starten unsere Reise durch Leeuwarden zusammen mit einer schönen Ketsch. Nach 1,5 h sind wir durch, was nicht heisst, dass das Warten auf Brückenöffnungen ein Ende hat, denn davon folgen noch mehr als genug.

Wir wollen in Grouw, einem kleinen hübschen friesischen Ort, den wir aaus unserer holländischen Segelzeit kennen, Mittagspause machen, aber es gibt keinen Platz für uns. Also weiter, wir sind ja, wie gesagt, nicht zum Vergnügen hier. Termin ist Termin und wir wollen nicht, dass Tim sich in Amsterdam ein Zimmer suchen muss, nur weil seine Eltern sich unterwegs mit touristischen Highlights aufgehalten haben.
Im Princess-Margriet-Kanal Richtung Lemmer verschlechtert sich das Wetter: endlich Wind, wir segeln, aber leider in Regen und Kälte. Bis Lemmer, wo wir um 1620 sind, frischt der Wind 4 - 5 Windstärken auf. Wir schleusen um 1700 aus und erfreuen uns dann doch noch am herrlichen Ijsselmeer-Segeln: die Sonne scheint, der Wind weht, es ist ein Genuss.
Entlang der Ostküste des Ijsselmeeres, bestückt mit Dutzenden von Windrädern ziehen wir unsere Bahn bis Urk. Urk ist ein altes Fischerdorf, eine ehemalige Insel, die zu Zeiten, als das Ijsselmeer noch die Zuiderzee war und keinen Abschlußdeich zur Nordsee hin hatte, eine große Fischereiflotte besass. Auch heute sieht man sie noch allerorten, die Fischerboote mit dem Kennzeichen UK im Watt und auf See. Von dieser Tradition zeugt ein Fischerdenkmal am Strand des Örtchens, das die vielen Toten, die, wie man so schön sagt "Auf-See-Gebliebenen" seit dem 17. Jh. bis heute beklagt. Liest man sich die Namen durch, fällt auf, dass zeitweise die Männer ganzer Familien mit einem Schiff gesunken sind. Die Namen wiederholen sich bis heute. Der Jüngste war acht Jahre alt.
Um 2000 machen wir in der allerletzten Box im Urker Hafen fest. Heute bleiben wir nicht an Bord, die Sonne scheint, das Licht ist nordisch: glasklar. Man sieht problemlos bis zur anderen Seite des Ijsselmeeres.
Der Hunger treibt uns in die Frittur: Holländisches muß her (bisher haben wir das Boot ja praktisch noch nicht verlassen). Je eine große Portion Patate speciaal (ich nehme an, dass jeder die leckeren holländischen Pommes Frites mit Majo und Curryketchup getoppt mit frischen Zwiebeln kennt!?), twee Heineken für jeden und danach - ich weiß es ist Völlerei - noch ein Softeis. Mit dem Eis in der Hand wandeln wir noch durch das alte Dorf zum Fischerdenkmal und am Strand entlang zurück zum Boot. Morgen Amsterdam!!!

Donnerstag, 08. Juli 2011, von Urk nach Amsterdam

Telefonieren morgens mit Tim. Er macht sich quasi zeitgleich mit uns auf den Weg. Wie schön, dass wir keine Tide zu beachten haben und einfach los können. Der Weg ist aber doch weiter als angenommen, zumal wir mal wieder, was sonst, den Wind auf der Nase haben und aufkreuzen müssen. Da wir aber so gerne segeln wollen, lassen wir - erst einmal - den Motor aus. Bis zur Schleuse zum Markermeer herrliches Segeln hoch am Wind. Hinter der Schleuse wird´s dann eng mit der Zeit: Tim ist schon fast in Amsterdam und wir haben noch viele Seemeilen vor uns. Also lassen wir das Aufkreuzen als wir das "Paard van Marken" einen alten Leuchtturm erreicht haben und schmeißen mal wieder den Motor an. Trotzdem sind wir erst um 17:00 vor der Brücke im Ijkanal, der direkt nach Amsterdam führt. Und: Pause, klar! Wir müssen bis 1800 warten. Tim ist längst da und hat uns im Hafen schon einen Platz reserviert. Gut so, denn es ist der letzte. Amsterdam in der Hochsaison ist sehr beliebt.
Um 2015 können wir Tim endlich in die Arme schließen. Wie schön ihn zu sehen. Wir gehen nicht mehr in die Stadt, der Tag war für uns alle sehr anstrengend. Nur noch rasch in den Supermarkt, der direkt vor dem Aeolushafen liegt, denn wir haben buchstäblich nichts mehr zu essen an Bord, noch nicht einmal mehr Brot. Nun heisst es, sich wieder durch das widerliche holländische Knitschelbrot zu beißen (oder besser zu lutscchen, denn dafür braucht´s keine Zähne)...

Freitag, 08. Juli.2011, Amsterdam mit Laura und Tim

Nach gemütlichem Frühstück an bord verholen wir vom Meldesteiger auf Päckchen zu einer anderen Yacht. Der Hafen ist rappelvoll. Dadurch kommen wir erst mittags  los. Mit der Ij-Fähre setzen wir kostenlos zum Amsterdamer Hauptbahnhof über. Von dort aus ist man direkt in der Altstadt. Da Laura schon (oder besser gesagt: endlich) um 1433 ankommen soll, bleibt uns nichts zu tun, außer einfach, von Tim geleitet, der sich bestens auskennt, ein  bißchen rumzulaufen.
Pünktlich sind wir auf Gleis 11, um sie abzuholen. Aber wer nicht da ist, ist Laura. Telefonisch können wir sie nicht erreichen, SMS gehen nicht durch. Also warten wir. Endlich ein Anruf von ihr: sie hat den Anschlusszug verpasst und steht jetzt auf irgendeinem holländischen Bahnhof und wartet auf den nächsten Zug nach Amsterdam.
Wir laufen also wieder los, diesmal mit Ziel Anne-Frank-Haus, um dort Karten für morgen zu kaufen. Noch nie haben wir es geschafft, es zu besichtigen. Diesmal wollen alle. Kaum, dass wir 500 m gelaufen sind, ruft Laura an, um zu sagen, dass sie in 10 Minuten ankommt. Also Kompanie kehrt und wieder zum Bahnhof. Dort warten wir, und warten und warten.....keine Laura! Um 1700 Uhr fallen wir uns dann endlich in die Arme. Schlecht gelaunt zuerst, denn auch Laura hat gewartet, gewartet und gewartet..... nur am anderen Ende des Gleises. Oh Mann und das im Handy-Zeitalter. Totzdem ist die Freude groß. Jetzt fehlt uns nur noch Felix!
Wir gratulieren Laura zur gestern bestandenen Prüfung: 1000 Steine sind ihr vom Herzen gefallen. Eine Eins vor dem Komma, was will man mehr!!!
Setzen wieder über zum Hafen und auch Laura kommt in den Genuß einer großen Patate speciaal (ich kann sie schon fast nicht merh sehen, das geht ganz schnell). Nach einem Abendbummel durch die Grachten fallen wir alle todmüde ins Bett. Laura angeschlagen vom Prüfungsstress und (hauptsächlich?) einem verregneten Festivalwochenende (Fusion), Tim ebenso: Prüfung und verregnetes Festivalwochenende (With Full Force) und wir müde ohne Prüfung (Gott sei Dank) und ohne Festival aber langer anstrengender Anreise.

Samstag, 09. Juli 2011, Amsterdam mit Tim und Laura

Nach einem Frühstück mit von Laura mitgebrachtem leckeren Vollkornbrot - danke dafür - starten wir in den Tag.
 Die Sonne scheint als wir schließlich durch Amsterdams Altstadt laufen. Vor dem Anne-Frank-Haus ist wie immer eine mehrere Hundert Meter lange Schlange, soll heißen, wir gehen ein weiteres Mal nicht hinein ;-)
Laura und Tim gehen shoppen und Jock und ich bummeln ziellos durch die immer wieder sehenswerte Stadt. Menschenmassen sind unterwegs und ich habe das Gefühl, dass die einzigen Einheimischen nur und ausschließlich mit dem Rad fahren oder in Läden und Kneipen arbeiten. Gefühlte 90 % sind Touristen. Es ist halt Juli.
Nachdem wir uns wiedergetroffen haben, beschließen wir im Vondelpark zu picknicken. Gute Idee, hier sind auch mal nicht nur Touris: die Wiesen sind voller Menschen, die das sommerliche Wetter genießen: essend, trinkend, redend, schlafend, musizierend, spielend. Ich liebe Parks (s. 01. Mai in Dortmund, gell Laura, was für ein schöner Tag) und die Atmosphäre dort.
Den Abend verbringen wir "Ferkel"-spielend an Bord (Ferkel ist ein Würfelspiel, dass Laura uns beibringt und uns auch prompt besiegt).


Sonntag, 10. Juli 2011, Zandvoort an Zee

Da für heute warmes, sonniges Wetter angekündigt ist, bschließen wir nach Zandvoort an den Strand zu fahren. Wir verbringen dort einen herrlichen Tag; Tim und ich gehen sogar schwimmen. Es ist wie Urlaub ;-)
Leider muss Laura heute schon wieder fahren, weil sie für die nächste Prüfung lernen muss, für die wir ihr sämtliche Daumen drücken.
3/5 der Familie ferkelt abends wieder an Bord. Schönes Spiel, schöne Tage in Amsterdam!!!

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