Donnerstag, 21. Juli 2011

Fr.,15.07.11: "Wir brechen das hier jetzt ab!!!" Es klappt nicht immer alles wie man will! Eine neue Erfahrung für uns!

Endlich wieder unterwegs! / On the "road" again!
Freitag, 15. Juli 2011, Oostende, Belgien - Dunkerque, France via VTS  im Englischen Kanal, 65 nm (nautical miles = Seemeilen)

Abends vor der Abfahrt gab es ein grandioses Himmelsspektakel. Wenn dir jemand sagt, dass der ganze Himmel pink, blutrot, orangeglühend sein kann, glaubst du es nicht, aber genau so war es. Nach 48 h Regen und Sturm gab es zum Sonnenuntergang den berühmten (heute aber dunkelroten) Lichtstreif am Horizont. Das Wasser war spiegelglatt, kein Lüftchen wehte und dazu dieser Himmel. Weil´s so toll ist, hier nochmal Bilder davon:

man beachte das "Stop": stop rain, stop gale )
kein Feuer, Sonnenuntergang, 5 Minuten vorher hatte es aufgehört zu regnen /
Sunset after three days of rain an storm
Okay, das bestärkte uns in dem Beschluß, am nächsten Morgen pünktlich zum errechneten Zeitpunkt (die Tidenrechnerei hat uns auch hier fest im Griff) um 0510 los zu fahren. Das ist 0440 nach Hochwwasser Dover, so wie es der "Reeds" empfiehlt (Vorsicht, zu den im Reeds angegebenen Zeiten gilt es für uns noch eine Stunde draufzurechnen) und wir es anhand der Seemeilen und des Strömungsatlas auch nachvollzogen haben.
Die Nacht ist kurz, doch wir sind guter Dinge und als wir die Hafeneinfahrt um 0520 verlassen, sind wir nicht alleine: vier weitere Segler reihen sich gen Süden ein (dann haben wir ja wohl richtig gerechnet).  Von Norden kommen noch mehr und weiter südlich stoßen weitere hinzu: alle haben auf dieses Wetterloch gewartet, denn ab heute abend ist schon wieder gale force 8 gemeldet. Nix, wie ab durch die Mitte!!
Die Sonne geht auf als wir durch die 2-m-Wellen vor der Einfahrt stampfen. Nicht so schlimm, denn wir wissen ja, dass die Wellenhöhe nach Süden hin immer weiter nachlassen wird, was dann auch so ist.
die Sonne geht auf, als wir Oostende verlassen / Sunrise when leaving Oostende
Sonne und Wind füllen die Segel, nur Fliegen ist schöner, oder doch nicht? / Sun and wind fill our sails
Adieu Oostende :-( ...
... Bonjour Dunkerque :-( . Was ist nun "schöner"? / Which one is the better place?
Logbuch, Fernglas, Seekarte, Lifebelt, Mütze, Schal, Handschuhe, Wasser, Küchenrolle, Photoapparat / everything we need is to find in the Cockpit

Nur interessant für die Segler unter uns, die hier mal segeln wollen:
Wenn man von Oostende aus nach Süden segelt, muß man die vorgelagerten Sandbänke beachten.Am besten fährt man über die Kleine Rede südlich der Stroombank, lässt die angepeilte Tonne "Weststroombank" rechts liegen, weiter durch´s Westdiep zur Tonne "Trapegeer". Nach weiteren zwei Seemeilen kommt die Gefahrentonne CME/WK by, die man östlicher runden muß. Hier geht es Kurs Südwest zwischen den Sandbänken Trapegeer und Bancs Hill hindurch. Man muß sich benau an die rot/grüne Betonnung halten. Das heißt Zickzackfahren. Je nach Gezeitenstand brechen sich links und rechts die Wellen, aber fährt man richtig, ist das Wasser immer tief genug. Das ganze heißt "Passe de Zuidcoote" und ist zwei Seemeilen breit. Ist man dort gut hindurch, gelangt man schon in das betonnte Fahrwasser von Dunkerque.


Was uns auch problemlos gelingt. Der früh am Morgen noch frische Wind, der uns prächtiges Segeln ermöglicht hat, nimmt wieder ab, so dass wir - wieder einmal - den Motor anschmeißen müssen, um im Zeitplan zu bleiben. Der sieht vor, dass wir bei relativ schwachem Gezeitenstrom den Kanal queren. Von Oostende aus begleitet uns ein hiesiger Segler, mit dem wir uns eine kleine Regatta liefern, mal ist er, mal wir vorne. Auch er setzt das schwarze Dreieck, Spitze nach unten, an der Saling, das anzeigt, dass er er zusätzlich zum Segeln motort.
viele andere Segler sind unterwegs am ersten Sonnentag  / many other sailors go the same way

Nachdem wir um 1030 die Hafeneinfahrt von Dunkerque passiert haben, geht es erst noch weiter durch das betonnte Fahrwasser Richtung Calais. Dort heißt es aufpassen auf die Fähren Dunkerque - Dover und auch auf ein paar wenige Berufsschiffe. Das ist jedoch sehr übersichtlich und das Fahrwasser sehr breit.
Zwischen Dunkerque und Calais: genug Platz für alle / enough space for all of us

Hinter der letzten Tonne, setzen wir neuen Kurs auf die Tonne Dyck im Kanal - sozusagen rechts ab, weg von der Küste. Nun haben wir den Wind mal wieder voll auf der Nase. Dieser frischt auch ordentlich auf und Jock gefällt das natürlich sehr - endlich mal Segeln nach seinem Geschmack. Das Schiff lkrängt ordentlich und wir  rauschen hoch am Wind durch´s Wasser - nur leider nicht auf dem angepeilten Kurs. Wir müssen also aufkreuzen, was viel Zeit kostet. Der Wind frischt auf, wir reffen- erst das Groß, dann die Genua. Mein vorsichtiger Einwurf, dass wir hier "nicht zum Vergnügen" sind, sondern einen streng ausgeklügelten Zeitplan einhalten müssen, um ´in time` nach Dover zu gelangen (zumal ab heute Abend wieder eine gale warning 7 ausgegeben wurde), wischt er mit dem Hinweis weg: "Es macht aber so viel Spaß, endlich mal richtig Segeln!" Gebe ich ihm ja recht, aber...
vorschriftsmäßig mit Rettungsweste

Irgendwie kommt die Tonne auch nicht näher, denn wir rauschen zwar mit 6,5 kn durch´s Wasser aber mit abnehmder Geschwindigkeit über Grund: Wind gegen uns, Strom versetzt uns nach rechts hinten und die Welle kommt von rechts und wird auch immer höher. Schlußendlich machen wir noch 2 Knoten Fahrt - so sind  wir vor´m Dunkelwerden nicht in Dover!
Okay, schließlich hat der Spaßsegler ein Einsehen, dass wir so wohl nie ankommen werden und startet den Motor. Auf geht´s gegen den Wind. Der wird immer stärker - mittlerweile sind wir bei 18 - 20 kn, was 5 bft entspricht, kurz darauf bei 22, 23 kn, einem richtigen 6er. Die Wellen sind mittlerweile wieder über zwei Meter hoch, was so nicht angekündigt war, was einen aber nach dem stürmischen Wetter der letzten Tage auch nicht wirklich verwundert..
das Verkehrstrennungsgebiet vor Augen entschließen wir uns schweren Herzens zur Umkehr / already seeing the VTS we decided to go back
Die Tonne Dyck haben wir passiert und sind nun kurz vor dem Verkehrstrennungsgebiet (das ist ein räumlich exakt vorgegebenes Fahrwasser für die Großschifffahrt, quasi die Autobahn der Meere, das wir nur und ausschließlich unter Motor im rechten Winkel queren dürfen. Hier, an seiner schmalsten Stelle, ist es 8 nm breit, also ca. 14,5 km). Ich halte schon nach den Kreidefelsen von Dover Ausschau, kann sie jedoch aufgrund der, trotz des anhaltenden Sonnenscheins, relativ schlechten Sicht noch nicht ausmachen, als uns plötzlich ein lautes "Klock, klock, klock, klock" von unten erschreckt. Was ist das? Motorschaden? Ruder? Schraube? Vielleicht haben wir uns ein Fischernetz eingefangen?
Man muss sich die Situation vorstellen: die Wellen hoch, der Wind relativ stark, der Strom setzt quer und in die falsche Richtung und dann funktioniert evtl. der Motor nicht mehr? Stell dir mal vor, wir sind im VTS manövrierbehindert oder gar -unfähig und die dicken Pötte mangeln uns nieder. Rechts von uns die Sandettie-sandbank, sicher auch kein Örtchen, das man aufsuchen sollte.
leider sehen die Wellen auf Photos immer kleiner aus als sie sind; Segler wissen das / the waves were much higher than they seem to be.

Schnell ist die Entscheidung da: "Wir brechen das hier jetzt ab, geht nicht anders: Umkehr, das Vernünftigste, was wir tun können!!! Merde, zut alors, damn, Dover ade! Schade, aber muß sein, grummelgrummel. Nix mit "Eight Bells" heute abend (Pub in Dover, Tina, Jürgen und Sascha, ihr kennt ihn ja auch, nicht wahr ;-) ).

Wir fahren eine Wende, nehmen das Großsegel runter, machen den Motor aus und rauschen nun vor Wind, Strom und Welle mit 7 bis 7,5 kn Richtung Dunkerque. Auch das wieder ein herrliches Segeln: plötzlich ist die Welt warm (Vorm-Wind-Segeln ist immer Sommersegeln), der Wind, obwohl noch zunehmend, kommt einem gar nicht mehr so wild vor und die Wellen nehmen nach Frankreich hin tatsächlich wieder ab.
Genuasegeln - immer schön! Dunkerque wir kommen / Sailing the Genua - always fun! Hello Dunkerque
so sehen Problemlöser aus!!!

Den Motor lassen wir aus, bis wir drei Stunden später, um 1715 kurz vor der Hafeneinfahrt sind (hier waren wir heute morgen - scheint ewig her - um  1030 schon einmal).
Wir starten den Motor noch weit genug weg von der Einfahrt mit ihrem quersetzenden Strom, um zu sehen, ob wir nicht vielleicht nur unter Segeln in den Hafen müssen. Es macht zwar ganz erbärmliche Geräusche, aber offensichtlich sind wir manövrierfähig.
Das gewisse Gefühl der Niederlage weicht dem Gefühl der Dankbarkeit: wir haben es geschafft, wir sind kein Seenotrettungsfall geworden und "Gott sei Dank waren wir noch nicht im Verkehrstrennungsgebiet". Uns fallen noch etliche "Was-wäre-gewesen-wenns" ein und wir sind letztendlich froh, dass es so gelaufen ist.

Wirklich den Motor an? Oder nur unter Segeln rein?/ With or without motor into the harbour entrance of Dunkerque?

Im Vorhafen müssen wir noch über eine Stunde warten, bis die Schleuse nach binnen öffnet. Die beiden Marinas vor der Schleuse sind häßlich, teuer und weit ab vom Schuß, sprich von der  Innenstadt. Hinter der Schleuse gibt es noch zwei Marinas, das Bassin du Commerce und das Bassin de la Marine, die sich mitten in der Stadt befinden und in denen man wie in Abrahams Schoß liegt. Außerdem sind sie ein Erkleckliches billiger. Man meldet sich über Funk an: erst auf Kanal 09 in der Marina und dann auf Kanal 73 bei der Schleuse (denn, wenn man binnen keinen Platz bekommen sollte, müsste man ja wieder raus und die Schleuse/Brücken öffenen nur zu festen Zeiten - und für uns heute abend nur noch einmal).
Als wir gemeinsam mit ca 10 riesigen Regattaruderbooten und anderen Seglern in der Schleuse sind, wissen wir auch warum: der Tidenhub ist beachtlich, momentan ca 4,5 m und es gibt nichts Rechtes zum Festmachen, die Schleusenwand ist grün von Algen und schwarz von scharfkantigen Muscheln. Dort irgendwo sucht man sich irgendwie an irgendwas irgendeinen Halt, muss umgreifen, versaut sich sämtliche Festmacher usw. DESHALB sind die Marinas binnen billiger.
In der Schleuse: einzige Möglichkeit festzumachen: Leiter zwischenAlgen und Muscheln / In the lock: no better possibility to fix the boat

Aber auch nur deshalb, denn als wir schließlich um 1930 im Bassin de la Marine in der zugewiesenen Box festgemacht haben, freuen wir uns hier zu sein: eine wunderschöne Marina, mitten in der Stadt für nur 15,-€/Tag bzw. 75,-€/Woche (aber so lange wollen wir ja gar nicht bleiben) inkl. Wasser, Strom, Duschen und Internet.
glücklich, müde und geschafft aber gesund im Hafen festgemacht genießen wir den Abend im Cockpit / happy to be healthy in the port we enjoy the evening in our cockpit ;-)

Noch dazu sind wir jetzt in Frankreich, wo wir segelnd nie hinwollten. Immer hieß es: die Franzosen wollen ein Flaggenzertifikat sehen, als einzige in Europa, ja weltweit! Wir haben unsere Jaybarida jedoch nur im Internationalen Bootsregister eingetragen, was auch für weltweite Fahrt ausreicht (huh, außer in Frankreich!).
Noch wollte hier keiner auch nur irgendwas an Papieren sehen.

Nach knapp 14,5 Stunden Fahrt und 65 nm sind wir nun also in Dunkerque, Frankreich gelandet. Dort sind wir heute, sechs Tage später noch immer, aber davon das nächste Mal mehr...

the short version in English we started on a bright and sunny day early in the morning in Oostende. The waves were high but sligthend passing Dunkerque at about 1030 am. We turned to bouy Dyck in direction of the VTS between France and the UK. the waves increased as the wind did: we had about 6 bft and a strong current which drifted us towards the Sandettie sands. Minutes before reaching the VTS we started the motor and heard a horrible noise coming from beneath the boat: Klockklockklockklock... What´s that? The motor, a fishersnet in the propeller? We tried everything to stop it, but nothing really worked.
We then decided to go back to France because we didn´t want to risk not to be manageable inmidst of the big ships. That could be letal!  So we turned around, stopped the motor and sailed towards Dunkerque what we safely arrived at 0530 pm and where we still are. But why you can read next time....

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