Samstag, 22. Juni 2013

07. April 2013, Sonntag, von Almerimar hinaus in die Nacht...

Um 00:10 verlassen wir das Hafenbecken und fahren unter Motor hinaus auf die Alboransee. Der Wind vom Vortag hat sich völlig verzogen, doch direkt vor der Hafeneinfahrt sind die Wellen 1,5 bis 2 m hoch. Okay, erst mal raus, weg vom Land. Da gestern auflandiger Wind blies, sollte die Welle tendenziell weniger werden, je weiter wir auf die offene See fahren.
Aber: hat sich was mit den Theorien, je weiter wir motoren, desto ruppiger wird die Welle und der Wind frischt auf. Wir setzen die Segel, auch um das Schiff etwas zu stabilisieren, aber eine unangenehme Kreuzsee macht uns zu schaffen, so dass Jocks Abendessen ziemlich schnell an die Fische verfüttert wird.
Als dann der Wind immer mehr von vorne einfällt, müssen wir kreuzen, was das Seglerleben nicht einfacher macht, da geht die Berechnung unserer Ankunftszeit (ETA) schon flöten, da der Weg ja so viel weiter wird.
Jock geht´s gar nicht gut, immer wieder muß er sich übergeben. Wir sind gerade mal 22 nm gesegelt und vor uns liegen noch immer 75 Seemeilen Luftlinie nach Melilla. Die Nacht ist sehr dunkel, dicke Wolken verdunkeln die Sterne und es ist fast Neumond. Es ist trotz allem eine schöne Nacht. Viele Schiffe ziehen vorbei, große wie kleine. Auch mit der Müdigkeit kommen wir gut klar, das ist nicht das Problem. Als ich mich jedoch um 05:30 Uhr dem Fischfütterprogramm "Alboran" anschließe, meint Jock sarkastisch: "Melilla muß ja unheimlich schön sein!", wenn wir uns das dafür antun.
Nach weiteren langen Minuten beschließen wir zu wenden und zurück zu segeln. Was soll´s? Wollen wir die nächsten Stunden so weiter machen? Unter Umständen hängen wir dann mit diesem absolut unberechenbaren Wetter in Melilla fest und wir müssen und wollen ja zurück.
Also, Kehrtwende, und schon ist alles gut: Vor dem Wind segeln wir unter Vollzeug neuen Kurs San Jose, denn zurück nach Almerimar wollen wir nicht, wenn schon, dann soll uns dieser Nachttörn auch weiter auf unserer geplanten Route bringen. Merke: wenn´s mit 7 bft und mehr geweht hat KÖNNEN die Wellen nur 4 h später nicht weg sein, auch wenn wir´s gerne hätten.

Um 07:00 lege ich mich ein wenig in die Koje und Jock löst mich ab. Als um 07:45 die Sonne über dem Meer aufgeht bin ich schon wieder draußen - uns erfasst ein unbeschreibliches Hochgefühl. Segeln ist herrlich und Umkehren keine Niederlage! Wir segeln dem Cabo de Gata entgegen und unserem neuen Ziel San José.

Gibt es etwas Schöneres...

...als einen dramatischen Sonnenaufgang...

...nach einer durchwachten Nacht?

Unser neues Ziel: Cabo de Gata an der Südostecke Spaniens.

Langsam tauen die Knochen auf und die Erinnerung an die Nacht verfliegt.
Alle Strapazen und sämtliche Müdigkeit sind wie weggeblasen. Das Ölzeug wird ausgezogen.
Nun wärmt die Sonne so sehr, dass so nach und nach (fast) alles andere hinterher wandert. Als sich uns um 13:00 Uhr der Zoll mit high speed nähert müssen wir uns schnell was anziehen. Woher, wohin, letzter Hafen? Klar, die hatten uns die ganze Zeit auf dem Schirm. Alboran und die Straße von Gibraltar gehören zu den meist überwachtesten Seegebieten der Erde. Menschen- und Drogenschmuggel stehen hier auf der Tagesordnung. Und wenn dann so ein kleines Bötchen mitten in der Nacht seltsame und unlogische Kapriolen auf See vollführt, teilweise im Zickzack nach Süden und dann Kehrtwende und geradlinig nach Nordosten abdreht... Aber nein, wir haben nichts und niemanden getroffen und/oder an Bord genommen (eher etwas hergegeben ;-) ). Wir sehen dann wohl doch unverdächtig aus und nach einem Anruf in Almerimar dürfen wir weiter ohne, dass jemand bei uns an Bord war. Mit einem freundlichen Winken düsen die Men in black dem nächsten Opfer, einer sogenannten Superyacht hinterher. Mann, haben die Motoren! Da entkommt so schnell niemand!!!

Der Zoll düst ab und ich mache (heimlich) ein Bild - das haben sie nämlich gar nicht so gern.

Cabo de Gata kommt näher...

...und näher

Um 14:30 Uhr machen wir im winzig kleinen und überaus teuren Hafen von San José fest. Eine eindrucksvolle Kulisse, ein hübscher Ort, keine Plastiktreibhäuser und: es ist Sommer!

Mit einigen Eindrücken von San José, dem "alternativen", sehr symphatischen, da nicht von Pauschaltouristen besuchten Urlaubsort schließe ich für heute:




















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